Ausgehend vom Prinzip der Subjekthaftigkeit — also vom Menschen als Ausgangspunkt jeder Analyse — lassen sich drei Arten von Analyse unterscheiden:

  • Faktische Analyse — sie ordnet Elemente nach objektiven Größen und Kennzahlen und versucht dabei, den Einfluss des Subjekts so weit wie möglich auszuschließen.
    Anwendungsfelder: Naturwissenschaften, Datenanalyse, Informationstechnologie.
    Instrumente: Statistik, Messung, Logik, Modellierung.
  • Persönliche Analyse — sie ordnet Elemente entsprechend ihrer Bedeutung für das analysierende Subjekt.
    Anwendungsfelder: Psychologie und Psychotherapie, Coaching, persönliche Entwicklung, Lernen und Bildung, Teamarbeit.
    Instrumente: Beobachtung, Visualisierung, körperorientierte Methoden, Journaling, Reflexion, metaphorische Karten, Coaching-Gespräche.
  • Überpersönliche Analyse — sie ordnet Elemente in Bezug auf jenes zentrale Element, das die Bestimmung oder den Sinn der gesamten Struktur verkörpert.
    Anwendungsfelder: Philosophie, Ethik, sinnorientierte Beratung, strategisches Denken, Theologie, kulturelle Analyse.
    Instrumente: Texte philosophischen und ethischen Inhalts, Arbeit mit Archetypen, Meditation, Kontemplation, Prinzipien-Diskussionen, Rituale, Werteanalyse.

Da das Prinzip der Ganzheitlichkeit auf dem ersten Prinzip — der Hierarchisierung — aufbaut, haben auch die drei Analyseformen eine eigene innere Ordnung:

Diese drei Analyseformen lassen sich in ganz unterschiedlichen Kontexten anwenden. Jede beleuchtet bestimmte Aspekte eines Phänomens aus ihrer eigenen Sicht.

Die folgenden Beispiele zeigen, wie jede Analyseebene ihre eigene Perspektive auf ein Thema eröffnet.

Faktische Ebene — Was geschieht?

  • Zentrale Probleme: Rückgang der Einnahmen, sinkender Marktanteil, Verlust von Kundschaft.
  • Typische Kennzahlen: Umsatz, Nettogewinn, Arbeitsproduktivität, durchschnittlicher Warenkorb, Rückgabequote.

Persönliche Ebene — Wie wird es innerlich erlebt?

  • Zentrale Probleme: Unsicherheit unter den Mitarbeitenden, konfliktreiche Atmosphäre, mangelnde interne Abstimmung.
  • Typische Indikatoren: Arbeitszufriedenheit, Team-Engagement, Führungsstil, Motivation, Eigeninitiative.

Überpersönliche Ebene — Wohin entwickelt sich das System?

  • Zentrale Probleme: Unklare Mission, Verlust einer gemeinsamen Ausrichtung, fehlende kulturelle Anschlussfähigkeit der Strategie.
  • Typische Indikatoren: Existenz und Umsetzung einer Mission, ideologische Kohärenz und Wertekompatibilität, strategische Entwicklung (z. B. Erschließung neuer Märkte und Produkte), Transformationsfähigkeit, Anpassungsfähigkeit als systemisches Merkmal.

Faktische Ebene — Was passiert?

  • Zentrale Probleme: Schwierigkeit, zwischen mehreren Handlungsoptionen zu wählen; begrenzte Ressourcen (Zeit, Geld).
  • Typische Indikatoren: Verfügbarkeit von Ressourcen (Zeit, Geld, Kontakte, Kompetenzen); Risiken und mögliche Verluste; Bewertung wahrscheinlicher Szenarien; Zeitrahmen; Einschränkungen; Auswirkungen auf andere.

Persönliche Ebene — Wie wird es innerlich erlebt?

  • Zentrale Probleme: Innere Zweifel, Motivkonflikte, emotionale Blockaden.
  • Typische Indikatoren: Gefühle wie Angst, Enthusiasmus, Unruhe, Inspiration; Grad der inneren Beteiligung: Will ich mich dieser Option wirklich widmen? Energie: Spüre ich einen Auftrieb, wenn ich daran denke? Klarheit: Verstärkt sich mein inneres Bild beim Nachdenken über diesen Weg? Reife der Motivation: Vermeidung — oder echte Hinwendung?

Überpersönliche Ebene — Wohin entwickelt sich das System?

  • Zentrale Probleme: Sinnverlust, fehlende Orientierung im Leben, unklare Verantwortlichkeit.
  • Typische Indikatoren: Übereinstimmung mit einem inneren Auftrag oder einer persönlichen Mission; Potenzial für Wachstum und Entfaltung; Beitrag zu etwas Größerem (Menschen, Aufgabe, Gemeinschaft); Bezug zu etwas Übergeordnetem: ein Gefühl innerer Stimmigkeit und Ausrichtung an einem größeren Sinnzusammenhang; Reife des Entscheidungszeitpunkts: Ist der Moment innerlich und äußerlich tragfähig?

Faktische Ebene — Was passiert?

  • Zentrale Probleme: Unklarheit darüber, ob das Gesundheitssystem der Belastung standhält; Schwierigkeiten bei der Prognose der Krankheitsverläufe; begrenzte Erfahrungen in der Behandlung.
  • Typische Indikatoren: Statistiken zu Infektionsraten, Hospitalisierungen und Sterblichkeit; Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit präventiver Maßnahmen und Impfstoffe; Auslastung medizinischer Einrichtungen; rechtlicher Rahmen: Verfassungsnormen, Gesundheitsgesetze; internationale Präzedenzfälle und Maßnahmen; Bewertung des Gefährdungsgrads (Epidemie, Pandemie, neue Virusvarianten).

Persönliche Ebene — Wie wird es innerlich erlebt?

  • Zentrale Probleme: Gesellschaftlicher Druck, moralische Dilemmata, Sorge um die körperliche Selbstbestimmung, innerer Konflikt zwischen dem Bedürfnis nach Konformität und dem Wunsch nach Bewahrung persönlicher Grenzen.
  • Typische Indikatoren: Emotionale Reaktionen wie Angst, Empörung, moralische Ablehnung; Gefühl des Kontrollverlusts über den eigenen Körper und die freie Entscheidung; Vertrauen oder Misstrauen gegenüber Staat oder Gesundheitssystem; Grad der Informiertheit und Fähigkeit zu kritischem Denken; persönliche Überzeugungen (ethisch, medizinisch, naturheilkundlich u. a.); traumatisch besetzte Erfahrungen mit Medizin oder Zwang; Zugehörigkeitsgefühl zu sozialen Gruppen („pro“ oder „contra“ Impfung).

Überpersönliche Ebene — Wohin entwickelt sich das System?

  • Zentrale Probleme: Unschärfe der Grenze zwischen individueller Freiheit und gesellschaftlicher Verantwortung; Spannungsverhältnis zwischen persönlichen Rechten und dem Gemeinwohl im Namen des Staates; unklare Rolle und Kompetenzgrenzen des Staates gegenüber dem Einzelnen.
  • Typische Indikatoren: Verständnis dafür, wer wem dient — der Staat dem Menschen oder der Mensch dem Staat? Deutung von Körper und Gesundheit als individuelles Recht oder als öffentliches Gut; ethische Prinzipien und das Verbot medizinischer Zwangseingriffe; Bedeutung und Tragfähigkeit des Gesellschaftsvertrags.

Zusammen bilden die drei Analyseformen einen ganzheitlichen Ansatz, der es ermöglicht, Phänomene aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten — durch Fakten, individuelle Relevanz und Sinn. Sie lassen sich je nach Anliegen des Subjekts sowohl kombiniert als auch einzeln anwenden. Ganzheitliche Analyse bedeutet die Fähigkeit, alle drei Zugänge bewusst zu verbinden — im richtigen Moment, abhängig von Aufgabe und Kontext.

Weitere Beiträge

Privacy Preference Center