Der Wesenskern des Menschen, der die Kontroverse in der Wissenschaft löst
Oleg Bokachov 08.11.2022

LÖSUNG

Für idealistische Forscher ist es offensichtlich, dass der Mensch nicht nur ein körperliches Wesen ist, sondern auch ein Geistiges, und der Geist ist primär, dh er steht über der Materie. Wenn wir den Menschen als System betrachten, dann reicht es nicht aus, ihn als Ganzes in Zwei zu teilen oder wie in unserem Fall nur mit zwei Aspekten des Menschen zu operieren — dicht und abstrakt oder materiell und spirituell. Eben dies führt zum Streit zwischen den beiden großen wissenschaftlichen Richtungen.

Der Ausweg aus dieser Kontroverse besteht darin, einen Menschen nicht in zwei Aspekten seiner Existenz zu betrachten, nämlich als Geist und Materie, sondern in drei — als sein Wesenskern, sein Inhalt und seine Form. Diese sind wie russische Puppen das erste in das zweite und das zweite in das dritte verschachtelt:

  • Der Wesenskern des Menschen ist sein höheres wahres Selbst.
  • Der Inhalt des Menschen ist sein falsches “Ich”, seine Persönlichkeit (aus. lat. persona — ursprünglich “Maske des Schauspielers”, dann der durch diese Maske dargestellte Charakter, die Rolle, die Person im Drama).

Die Form ist sein dichtes “Ich”, sein Körper. Das höhere, oder wahre Selbst ist der ewige Wesenskern eines Menschen, der mit den primordialen Gesetzen des Universums oder Wahrheiten verschiedener Ebenen in Verbindung steht. Die höchste Wahrheit ist die Existenz der Quelle aller Dinge, ähnlich der Lichtquelle.

Das innere oder falsche “Ich” ist der eigentliche Inhalt eines Menschen, seine Persönlichkeit, die mit persönlichen inneren Erfahrungen, Fähigkeiten, Interessen und Eindrücken gefüllt und den Wünschen und Widerwillen, Vorlieben und Abneigungen unterworfen ist.

Das äußere oder dichte “Ich” ist die veränderliche Form, die wir sehen, wenn wir uns selbst im Spiegel und andere Menschen betrachten, und die es uns ermöglicht, ein Mitglied der Gesellschaft in der objektiven materiellen Welt zu sein.

Eine solche eingehendere Betrachtung des Themas, indem der dritte Aspekt des Menschendas wahre Selbst — identifiziert und über die ersten beiden gestellt wird, eröffnet uns die Möglichkeit, ewige Gesetze zu studieren. Sie sind die höchsten Maßstäbe der Erkenntnis und hängen nicht vom Persönlichen ab.

“Wie oben, so unten” und "Der Mikrokosmos spiegelt den Makrokosmos”. In unserem Fall ist diese hierarchische Ordnung der drei Aspekte des menschlichen Selbst eine fraktale Manifestation der Hierarchie dreier Aspekte von allem, was existiert — Wesenskern, Inhalt und Form. Damit lässt sich das auf dem Menschen basierte Maß auf die Bereiche der humanistischen Wissenschaft übertragen:

  • Dem höheren Aspekt entspricht der Prozess der wissenschaftlichen Erkenntnis der ewigen höheren oder wahren Gesetze und der Bildung daraus eines ganzheitlichen Weltbildes durch diejenigen Wissenschaftler, welche über den egoistischen Manifestationen der inneren Ebene Herr wurden und fähig sind, sich über das Persönliche zu erheben.
  • Dem inneren Aspekt entspricht der Prozess des Studierens und “Verdauens” abstrakter Ideen und innerer Erfahrungen und ihrer kreativen Verkörperung in materielle Güter, was ein großes Feld für Interaktionen zwischen Idealisten und Materialisten bietet.
  • Dem äußeren Aspekt entspricht die Sphäre der angewandten materialistischen Forschung. Ihre konkrete messbare Ergebnisse finden Anwendung in der gesellschaftspolitischen Sphäre, welche das friedliche Miteinander und die Waren-Geld-Beziehungen regelt.

Die Hierarchie der Wissenschaftsebenen, welche den Wesenskern, den Inhalt und die Form der Wissenschaft widerspiegelt, vermittelt ein Verständnis dafür, dass die Harmonie oder Disharmonie in der Interaktion zwischen Idealisten und Materialisten davon abhängt, dass sich beide Seiten ihrer Position in dieser hierarchischen Ordnung bewusst sind und sie beachten. Gleichzeitig finden die abstrakten oder ewigen Gesetze des Geistes ihren Weg von oben nach unten durch die innere Welt des Menschen, um sich dann in Form von dichten zählbaren Objekten und Phänomenen der materiellen Welt zu verkörpern. Diese Ordnung der Dinge macht es möglich, die Unzulässigkeit einer umgekehrten Entwicklung klar zu sehen — der Einmischung in die Wissenschaft durch Politik oder Waren-Geld-Beziehungen. Diese Umkehrung der Hierarchie ist die wahre Ursache für ihre Degradation, die Abschaffung des Betrachters und das Abgleiten in den mechanistischen Materialismus.

Indem wir dem Materialismus seinen rechtmäßigen Platz in der objektiven Realität zuweisen und ihn in den Dienst der höheren Wissenschaft stellen, beseitigen wir den Boden für die Kontroverse. Dies eröffnet uns auch die Möglichkeit, nicht nur aus dem Griff des Materialismus, sondern auch aus dem falschen, durch persönliche Aspekte verzerrten Subjektivismus herauszukommen, um ein ganzheitliches Weltbild darzustellen, welches alle Sphären und Ebenen des Daseins umfasst und erklärt.

Bild von Stefan Schweihofer auf Pixabay.com

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