Der Mensch ist ein geistig-körperliches Wesen. Als Subjekt (Geist) und Objekt (Leib) hat er Zugang zu drei Realitätsebenen — der höchsten, der inneren und der äußeren. Diese werden üblicherweise als Sphären des Denkens, Fühlens und Handelns bezeichnet. Auf jeder Ebene manifestiert sich ein Individuum auf unterschiedliche Art und Weise. Auf der höchsten Ebene ist er als erkennendes Subjekt — Betrachter — präsent, dessen Funktion ist es, zu denken und im Laufe des Denkprozesses das Objekt “Sinngehalt” zu erforschen.
Der Betrachter ist in der Lage, sowohl sich selbst als auch den Denkprozess, seine Natur und Bedeutung zu begreifen. So kann er feststellen, dass die Gedanken zu ihm auf der Ebene von Kopf und Hals kommen, wo er sie laut oder innerlich für sich selbst ausspricht, um ihren Sinngehalt zu erkennen.
Gedanken sind eng mit Wörtern — oder Begriffen — verbunden. Wir denken in Begriffen, aber da “Gedanke” und “Sinngehalt” zwei verschiedene Wörter sind, ist es notwendig ihre Bedeutungen voneinander zu unterscheiden, genauso wie die Bedeutung jedes Wortes oder Begriffs im Allgemeinen.
In diesem subtilen Bereich des Denkens werden wir ohne Etymologie nichts verstehen können (aus dem Altgriechischen etymos — Wahrheit, etymon — die ursprüngliche Bedeutung). Wörter sind eng mit den Wesen verbunden, die sie bezeichnen und deren Namen darstellen. Ähnliche oder verwandte Wesenskerne tragen ähnliche Namen. Wenn wir den Namen entschlüsseln, nähern wir dem Wesenskern.
Sinn kommt vom indoeuropäischen sent — eine Richtung nehmen, übertragen, empfinden, wahrnehmen, die Fähigkeit, Reize zu empfinden, Denken; und Gehalt — von Althochdeutsch gihalto — Hüter, Wächter, oder gehalten aus Mittelhochdeutsch — still halten, festhalten, bewahren, gefangen nehmen. Wir erkennen diesen “gefangenen Inhalt”. Sinngehalt ist also der wahrgenommene Inhalt.
Mit einem solchen etymologischen System — einer Chiffre — bezeichnen wir die subtilsten Phänomene, die wir als erkennender Betrachter unterscheiden. Uns in der Rolle des Betrachters nennen wir auch Verstand.
Gedanken kommen einem Menschen in den Kopf, um ihm zu helfen, diesen oder jenen ewigen Wesenskern zu erkennen, welcher den Wissensbereich beleuchtet, für den er als Prinzip verantwortlich ist.
Prinzip kommt von prima, das Primäre, und von lat. captis — zu erfassen. Demnach ist das Prinzip das Erste, was “erfasst” werden kann, der Grund für die Manifestation und Bewegung von etwas in einer subtilen Ebene — der Sphäre der Prinzipien oder Gesetze des Lebens. Die subtile Ebene ist etwas was für das Leben Regeln “ge-setzt” hat, welche also das Festgesetzte sind.
Der ewige Wesenskern ist der Grund für den Beginn der Manifestation und Bewegung jenes Lebensbereichs, auf den er sich mit seinem Licht ausbreitet. Das erste, was auf sein Licht reagiert, sind Gedanken oder “Wesenheiten” (von -heit — Gestalt, Erscheinung, Träger eines Zustands oder einer Eigenschaft), die “Wesenskerne tragen” und den Wesenskern mit dem menschlichen Geist verbinden.
Wenn sich ein korrekter — entsprechender — Gedanke in der Nähe des Wesenskerns stabilisiert hat, wird er zu einem Sinngehalt, der vom menschlichen Geist erkannt wird. Der Rest der Gedanken, die weiterhin auf das Licht des Wesenskerns reagieren, bildet eine Verbindung mit diesem Sinngehalt und richtet sich in einer logischen Reihenfolge aus, die den Hauptwesenskern mit den niederen verbindet. Das hierarchische System von Wesenskernen und Sinngehalten bildet ein Konzept (“Kon-zept” ist ein Kreis, in dem eine Bewegung stattfindet oder etwas was in einen Kreis aufgenommen wird) — Wissen, welches einen bestimmten Lebensbereich erklärt oder beleuchtet. Hierarchisch strukturierte Konzepte bilden eine Weltanschauung. Die Weltanschauung kann entweder ganzheitlich sein (aufgrund eines starken Verstandes, der eine Hierarchie von Wesenskernen unterscheidet und bezeichnet), oder unvollständig (aufgrund des schwachen Verstandes eines Individuums, der die Sinngehalte nicht in ein kohärentes hierarchisches System einbinden konnte). Was für ein Individuum wird da gemeint? Jemand, der die Verantwortung für die Weltanschauung übernimmt. Wenn es einen solchen Menschen gibt, dann steht er an der Spitze einer lichten Gesellschaft, die hierarchisch — also ähnlich dem Himmel, der subtilen und höheren Welt — aufgebaut ist. Wenn es in der Gesellschaft keinen solchen Menschen gibt, ist diese dunkel und ihre Weltanschauung ist nicht nur unvollständig, sondern auch falsch — hohl.
Sinngemäß kann der Begriff “Sinngehalt” leicht durch die Begriffe “Wesenskern”, “Wahrheit”, “Ursprung”, “subtiles Licht der Existenz”, “Prinzip” oder “Maß” ersetzt werden.
Ein ähnlicher Denkprozess findet auf der höchsten Ebene der Realität statt und zielt auf die Erkenntnis ab, während sich der Betrachter selbst im kognitiven Zustand befindet.
Die Abwärtsbewegung von durch den eigenen Verstand geordneten Gedanken, Konzepten und Worten von der höheren zur inneren Ebene ist zu begrüßen, da jene als Phänomene der höheren Ebene — meistens würdig und rein — die innere Ebene veredeln werden. Die umgekehrte Aufwärtsbewegung von Kräften — Emotionen und Empfindungen — von der inneren zur höheren Ebene sollte von einem Menschen streng kontrolliert werden, damit der Geist nicht durch Emotionen erfasst oder getrübt wird.
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