ANALYSE DER SITUATION

Indem wir den Gekränkten analysieren, versetzen wir uns in seine Lage, in sein Empfinden und gehen die Matrix durch. Wir kommen dabei zu folgenden Schlüssen:

1. Die Skala zweier Ursprünge “geistig — materiell”: In unserem Zustand als gekränkter Mensch leiden wir mehr seelisch als körperlich. Auch wenn der formale Anlass für die Kränkung eine materielle Frage war, liegt der wahre Grund in der spirituellen Sphäre, auf derselben Ebene wie auch seine Lösung. Deshalb kann dieses Problem nicht durch den materiellen Bereich des Lebens gelöst werden — egal ob durch körperliche Betätigung oder Erholung, Verbesserung der materiellen Lebensbedingungen, gemeinsame angenehme Freizeitbeschäftigung und Ähnliches.

2. Die Skala der drei führenden Kräfte “Genus — Natur — Volk” oder der drei Realitätsebenen “höhere — innere — äußere”: Wir müssen zwischen den höheren und inneren Ebenen oder zwischen den führenden Kräften des Genus und der Natur wählen. Es ist wichtig, die Realitätsebene zu erkennen, auf der das Problem des Gekränkten seinen Ursprung genommen hat:

• Die höhere Ebene ist die Sphäre des Genus (des höchsten Attributs, das verschiedene Menschen in einer Kategorie vereint) und der höchsten menschlichen Tätigkeit;
• Die innere Ebene ist die Sphäre der Natur (der Summe aller aggregierten Qualitäten und Wesenheiten der inneren Sphäre des Menschen) und unserer Wünsche und Selbstwahrnehmungen;
• Die äußere Ebene ist die Sphäre des Volkes (der Gesellschaft mit ihren Trends und Formaten) und des sozialen Lebens eines Individuums, oder seiner Tätigkeit in der Gesellschaft.

Die äußere Ebene mit ihrer führenden Kraft des Volkes liegt vollständig im materiellen Bereich des Lebens, daher können wir sie nicht als mögliche Kernursache dieses Problems betrachten. Dies gilt auch dann, wenn sich ein Mensch als Repräsentant seines Volkes von einem anderen Volk als Ganzem gekränkt fühlt. Von den beiden verbleibenden Ebenen — der höheren und der inneren — wählen wir die höhere, denn in einem Zustand des Gekränktseins leidet nicht nur unsere innere Selbstwahrnehmung, sondern auch die höchsten Ebenen unseres Lebens: Wir denken ständig an den “Täter” und wie ungerecht er uns behandelt hat. Dieses Problem erfordert also einen Appell an ewige Werte und Sinngehalte und nicht an den inneren Zustand des Menschen, der nur im gegenwärtigen Moment existiert. Mit anderen Worten, obwohl wir das Gefühl haben, dass unsere innere Sphäre uns in einem Zustand des Gekränktseins in sich hineinzieht, um in sich einzuschließen und uns die bittersüße Erfahrung des Leidens zu geben, sind wir in diesem Zustand tatsächlich “außer sich”, außer unseren wahrem Ich, das heißt, nicht auf der höheren Existenzebene, wo sich wahre Menschenwürde offenbart.

3. Die Skala der vier Persönlichkeitszentren “Verstand — Persönlichkeit — Körper — Eigentum” lässt uns eine Wahl zwischen zwei von ihnen — Verstand und Persönlichkeit, welche mit der im vorherigen Schritt gewählten höheren Ebene unserer Existenz direkt verbunden sind. Wir stellen fest, dass, obwohl die Kränkung auf der Ebene der Persönlichkeit erlebt wird, in erster Linie ist es unser Verstand, der darunter leidet, angegriffen von Gedanken darüber, wie “ungerecht unser Gegenüber uns behandelt hat”. Dies bedeutet, dass die Problemlösung ebenfalls auf der Ebene des Verstandes liegen sollte. In diesem Fall wird der Verstand als das höchste Zentrum der Persönlichkeit betrachtet. Dieses Zentrum wird vom Menschen in der Projektion auf seinen Körper im Bereich vom Scheitel bis zum Hals gefühlt und nicht wie das Zentrum der Persönlichkeit, welches in der Projektion auf den Körper von der Brust bis zur Taille empfunden wird. Das heißt, wir sollten uns nicht von der Reaktion des Ichs leiten lassen “Ich will es — Ich will es nicht”, “Ich mag es — ich mag es nicht”, sondern wir müssen uns auf den Verstand konzentrieren und eine vernünftige Entscheidung treffen, welche auf ewigen Prinzipien oder Sinngehalten basiert.

4. Die Skala der sechs Werte: Das Obige bedeutet, dass wir auf dieser Skala aus zwei passenden Werten — “Sinngehalt” und “Pflicht” — den Wert “Sinngehalt” wählen, hinter dem die Wahrheit steht. Der Wert “Pflicht” ist in diesem Fall nicht angemessen, da es zu einem Streit über “Fairness” kommen kann — wessen Pflicht ist es und für wen. trotz der Tatsache, dass die Kränkung mit der Frage der Pflicht zusammenhängt, liegt deren wahre Ursache und Lösung über diesem Wert — im Wert “Sinngehalt”.

5. Die Skala der zwölf Funktionen: Hier verfeinern wir die Diagnose so weit wie möglich, indem wir zwischen zwei Funktionen wählen, die den Wert “Sinngehalt” bilden. Das Problem des Gekränktseins entspricht eher der Funktion, die Realität des Geschehens “wahrzunehmen”, als die Wahrheiten zu “verstehen”. Die letztere ist zu hoch, sodass es uns vom betrachteten Problem wegführen kann. Wir wurden auf der Ebene der “Wahrnehmung” von einem Gedankenbild erfasst, welches unsere Überzeugung in unserer eigenen Richtigkeit und der Unrichtigkeit des Kränkendes nährt. Das ist die wahre Ursache unserer Kränkung, und hier liegt auch die Lösung.

Durch die Analyse mit Hilfe von LiveDevice-Matrix haben wir also die Funktion “Wahrnehmung” identifiziert, die, wenn korrekt und sauber ausgeführt ist, die Lösung für das untersuchte Problem bringt.

Kinder hören oft von ihren Eltern: “Schau dich an, wie schlimm du dich benimmst!” Das ist auch genau jene Lösung, zu der wir als Ergebnis unserer Analyse gekommen sind: Ein Mensch muss in der Tat auf sich selbst schauen und klar wahrnehmen, was wirklich passiert, wenn er gekränkt ist, unabhängig davon, was die Kränkung verursacht hat.

Berücksichtigen wir den Zusammenhang dieses Problems mit unserer spirituellen Sphäre, dann würden wir erkennen, dass unsere Seele als eine Wesenheit, die im Inneren des Körpers wohnt, von einem Phänomen derselben spirituellen Ebene angegriffen wird. Eine nicht materielle Wesenheit fängt unser Bewusstsein mit einem Bild ein, das den anderen Menschen als “grausamen und groben Täter, der uns, unschuldigen, verletzt und beleidigt” zeigt. Gerade wegen einer solchen “Wahrnehmung” der Realität, die durch diese dunkle Wesenheit verzerrt ist, beschließt der Mensch, gekränkt zu sein. Er gerät in den Zustand des Gekränktseins und vergiftet damit alles um sich herum. Das schadet ihm selbst, und auch demjenigen, den er für den Täter hält, und allen, die zufällig in ihrer Nähe waren.